Chronik des TSV Binswangen
Man schrieb das Jahr 1907. Am 11. August trafen sich im Gasthaus „Rose“ 28 sportbegeisterte junge Männer, um einen Verein aus der Taufe zu heben: Sie gründeten den Turn- und Sportverein Binswangen.
Bevölkerung und Gemeindeverwaltung standen zunächst dem Turnberieb recht misstrauisch gegenüber, obwohl der Erste Vorsitzende, Sebatian Geiger, bei der Gründungsversammlung verkündete: „Wir wollen streng darauf achten, der Jugend Schneid und Bildung beizubringen. Doch unverdrossen ging das kleine Häuflein an die Aufbauarbeit. Die Vorurteile gegen das „neumodische Zeugs“ wichen allmählich.
Die Gemeinde stellte auch alsbald einen Platz beim „Brechloch“ und später noch einen bei der „Hummelwiese“ für sportliche Übungen zur Verfügung. Das Fußballspiel war allerdings verboten, weil man den Ärger mit den angrenzenden Grundstücksbesitzern vermeiden wollte. Sport hieß eben damals: Freiübungen, Bodenturnen, Leichtathletik und Geräteturnen. Den Sportbetrieb im Winter wickelte man in der Dorfkelter oder in der Scheune von August Ingelfnger ab. Als Mitglied der Deutschen Turnerschaft nahm der Verein schon 1908 an verchiedenen Turnfesten teil. Auch tauchte bald der Gedanke an eine eigene Turnhalle auf.
Doch erst 1911 konnten die ersten Reichmark (RM) als Grundkapital für einen solchen Zweck bereitgestellt werden. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges verdarb jedoch alle guten Vorsätze. Dreizehn junge Männer des TSV Binswangen mussten ihr Leben lassen. Doch gleich nach Beendigung des Krieges wurde der Turnbetrieb wieder aufgenommen. Die Krönung der nachfolgenden Jahre war die Ausrichtung des 11. Gauturnfestes in Binswangen, wobei auf das Turnhallenkonto 1000 RM verbucht werden konnten.
Unter großen persönlichen Opfern der Sportler konnte der Bau im Jahre 1930 verwirklicht werden. Beim Festakt im Mai 1931 würdigte der Gauvorsitzende Banholzer aus Heilbronn das Werk mit den Worten: „Eine überragende Leistung für einen so kleinen Verein.“ Die Blütezeit des Vereins setzte sich auch in den Folgejahren fort, obwohl 1933 die politischen Organisationen des Dritten Reiches für einschneidende Veränderungen sorgten – wie bei allen Vereinen.
In diese Zeit fällt auch die Anschaffung einer Vereinsfahne, die 1935 eingeweiht wurde. In jenem Jahr wurde durch Regierungserlass die Eingemeindung von Binswangen nach Erlenbach verkündet. Nach dem Zweiten Weltkrieg, bei dem auch die Turnhalle beschädigt und fast alle Übungsgeräte zerstört wurden, haben es die Vorstände Knapp, Vogt und Bühl verstanden, den alten Sportsgeist schnell wieder zum Leben zu erwecken. In den Mittelpunkt der sportlichen Aktivitäten rückte alsbald das runde Leder. Die jungen Kicker aus Binswangen waren überall im Unterland gern gesehene Spielpartner und belegten viele Jahre lang vordere Plätze in der B-Klasse. Dass außerdem der Bezirkspokal dreimal nach Binswangen ging, untermauert die Spielstärke der Elf jener Jahre.
Allerdings mussten in den Folgejahren immer mal wieder Abstiege in die C-Klasse oder der späteren Kreisliga B verschmerzt werden. Einmal stieg man sogar in die Bezirksliga auf. Die Freude darüber dauerte jedoch nur eine Saison. Ein Jahr vor dem 100-jährigen Jubiläum mussten die Kicker leider erneut den Weg in die unterste Klasse antreten. Doch mit jungen Kräften, vor allem aus dem eigenen Nachwuchsbereich, wird der sofortige Wiederaufstieg anvisiert. Von 1956 bis 1970 lenkte der unvergessliche Rudolf Baum die Geschicke des Vereins.
Doch auch seine Nachfolger, Heinrich Siebel und Wilhelm Gernheuser, gaben dem TSV Binswangen starke Impulse. Neben der Förderung der Leibesübung bemühten beide sich mit starkem Engagement auch um die Geselligkeit innerhalb des Vereins. In ihre Zeit fällt auch das in freiwilligen Feierabendstunden konstruierte und gebaute Festzelt, das über 25 Jahre lang manches Fest erlebt hat. Als ein Hit von ungeahnter Zugkraft stellte sich das Weinfest „Rund um den Wein“ heraus, das seither jedes Jahr im Juli tausende von Bacchusjüngern in die Sulmtalgemeinde lockt. Im Jubiläumsjahr 2007 wird bereits die 30. Au?age gefeiert.
Bei weiteren baulichen und handwerklichen Aktivitäten wurden zahlreiche Weinfesthütten und beim Sportgelände ein Geräteschuppen erstellt. Die größte Investition in der Vereinsgeschichte tätigte der TSV Binswangen mit dem Kauf des ehemaligen Bankgebäudes samt Lagerschuppen der Volksbank Neckarsulm. Im 75. Jubiläumsjahr 1982, der 80. Geburtstag wurde 1987 und der 90. Zehn Jahr später groß gefeiert, gab es einen Wechsel in der Vereinsführung.
Das Duo Wilhelm Gernheuser und Werner Hartmann übergab das Zepter in die Hände von Herbert Bütow, der die Geschicke des Vereins bis 1988 lenkte. In seine Fußstapfen trat Kurt Forche, der zwölf Jahre lang erster Mann bei den Sportlern war. Ihn beerbte im Jahre 2000 Eberhard Laier, der ein Jahr vor dem 100-jährigen Jubiläum wiederum das Zepter an Dieter Knödler übergab. Ihm zur Seite steht Gisela Hammel, die schon seit sieben Jahren der Vereinsführung angehört.
Seit 1980 ist der TSV Binswangen auch kein reiner Fußballverein mehr. Denn gegründet wurde in jenem Jahr nicht nur die Frauengymnastik, sondern auch das Mutter (Vater) -Kind-Turnen. Beide erfahren auch heute noch eine enorme Resonanz. Der Turnabteilung wurden später noch das Kinderturnen, Kids-Aktiv, die Kindersportschule „KISS“, Schongymnastik und Sport nach Krebs angegliedert. Verschiedene Kursangebote wie Yoga, Skigymnastik, Body Styling, Walkingtreff, G.U.T und Beckenbodentraining ergänzen das vielfältige Sportangebot beim TSV Binswangen.
Durch das erweiterte Sportangebot stieg die Mitgliederzahl beim TSV Binswangen von rund 300 in den achtziger Jahren auf nunmehr fast 800. Inzwischen erweist sich die 1990 gegründete Karateabteilung als neues Aushängeschild unseres Vereins. Denn selbst bei internationalen Wettbewerben stehen Kämpfer des TSV Binswangen ganz oben auf dem Siegertreppchen. Dank sagen möchten wir an dieser Stelle der Gemeindeverwaltung und dem Gemeinderat für die Bereitstellung großzügiger Sportanlagen.
Wir können in Erlenbach-Binswangen keinesfalls von „Sportmuffeln“ auf dem Rathaus sprechen.